Lehmbau, Tradition…

Geschichte

Lehm ist seit Urzeiten ein wichtiger Baustoff in der Geschichte der Menschheit. Schon in prähistorischen Zeiten wurde Lehm verwendet, um Behausungen, wie Lehmhütten und Häuser aus Lehmziegeln oder Stampflehm, zu errichten. Die Verwendung von Lehm als Baustoff hat sich über die Jahrtausende hinweg in vielen Kulturen auf der ganzen Welt erhalten. Noch heute lebt ein Drittel der Menschheit in Gebäuden aus Lehm. Das Bauen mit Lehm wurde nach 1950 durch konventionelle Baustoffe verdrängt.

Heute

Der Lehmbau erlebt einen Aufschwung, der durch seine herausragenden baubiologischen Eigenschaften sowie die Entwicklung effizienter Verfahrenstechniken und neuer Materialzusammensetzungen vorangetrieben wird.
Lehmputze eignen sich nicht nur für Lehmuntergründe, sondern auch für alle gängigen Untergründe des Bauwesens. Es gibt Lehmunterputz und Lehmoberputz, Universalputze, Dämmputze, Klebe- und Armierungsmörtel, Feinputze sowie Füll- und Glättspachtel. Es lassen sich alle denkbaren Strukturen und Oberflächen herstellen, von strukturiert bis spiegelglatt.

Lehm ist ein faszinierender Baustoff mit einzigartigen Eigenschaften

Lehm ist eine Zusammensetzung aus Ton, Schluff (feinem Sand), Sand sowie gelegentlich Kies oder Steinen. Diese Mischung variiert je nach Standort, da Lehm durch unterschiedliche Verwitterungs- und Ablagerungsprozesse entsteht – sei es an einem Gletscher, an einem Hang oder entlang eines Flussbettes.

Durch seine Vielseitigkeit und natürlichen Eigenschaften eignet sich Lehm hervorragend als Baustoff. Seine Diffusionsoffenheit ermöglicht es, Luftfeuchtigkeit aus der Raumluft aufzunehmen und nach außen zu transportieren. Diese Fähigkeit trägt zur Regulierung des Raumklimas bei und schafft ein angenehmes Wohn- oder Arbeitsumfeld.

Lehmbaustoffe können je nach Verwendungszweck entweder in roher Form verarbeitet oder mit anderen natürlichen Rohstoffen gemischt werden. Insbesondere die Beimischung von schnell wachsenden pflanzlichen Stoffen wie Stroh oder Hanf eröffnet neue Möglichkeiten: Diese Mischung ermöglicht es, beim Bau nicht nur auf nachwachsende Rohstoffe zurückzugreifen, sondern auch aktiv CO₂ zu speichern. Damit trägt der Lehmbau zur Schaffung gesunder und nachhaltiger Wohnräume bei.

  • Formbarkeit: Lehm ist in feuchtem Zustand formbar und ideal für den Bau von Wänden, Böden und anderen strukturellen Elementen.
  • Thermische Masse: Lehm hat eine hohe thermische Masse. Er trägt zur Regulierung der Raumtemperatur bei und kann helfen, die Energieeffizienz von Gebäuden zu verbessern.
  • Feuchtigkeitsregulierung: Lehm kann Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und bei Bedarf wieder abgeben. Das Raumklima stabilisieren und Luftfeuchtigkeit regulieren kann Lehm sehr gut.
  • Isolierfähigkeit: Lehm hat gute wärme- und schallisolierende Eigenschaften.
  • Umweltverträglichkeit: Da Lehm ein natürliches Material ist, das oft lokal verfügbar ist und wenig Verarbeitung erfordert, hat es eine geringe Umweltbelastung im Vergleich zu anderen Baumaterialien.
  • Haltbarkeit: Gut verarbeiteter Lehm ist sehr langlebig. Historische Lehmbauten zeigen, dass Lehmkonstruktionen über Jahrhunderte hinweg Bestand haben können.
  • Holzschutz: In Verbindung mit Holz zeigt der Lehm eine weitere tolle Eigenschaft, er konserviert Holz und trägt aktiv zur Erhaltung von Fachwerk bei.

Diese einzigartigen Eigenschaften machen Lehm zu einem äußerst attraktiven Baustoff für eine Vielzahl von Anwendungen, von traditionellen Lehmbauten bis hin zu modernen ökologischen Bauprojekten.

Lehmbauer, das Handwerk

Die Ausbildung zur Fachkraft im Lehmbau bietet eine umfassende Qualifizierung in einer traditionellen Handwerkskunst mit modernen Anwendungen. Denn beim Bauen mit Lehmbaustoffen müssen einige Dinge beachtet werden.

Die Normen und Regeln dienen dazu, einheitliche Standards und Richtlinien für die Herstellung, Verarbeitung und Anwendung von Lehmbaustoffen sicherzustellen. Hier sind einige Beispiele:

  • DIN 18945: Baustoffe aus Lehm – Anforderungen und Prüfverfahren
  • DIN 18946: Bauteile aus Lehm – Anforderungen und Prüfverfahren
  • DIN 18947: Bauen mit Lehm – Planungsgrundlagen
  • DIN 18948: Ausführung von Bauteilen aus Lehm und Leichtlehm
  • DIN 18949: Putze und Beschichtungen aus Lehm – Anforderungen und Prüfverfahren
  • Lehmbau Regeln
  • Lehmbau Praxis

Der Dachverband Lehm e.V. trägt dazu maßgeblich bei.
So werden verschiedene Aspekte des Lehmbaus abgedeckt. Es wird abgesichert das Lehmbaustoffe fachgerecht hergestellt, angewendet und verarbeitet werden, was zu hochwertigen und langlebigen Bauwerken führt.

Wissenswertes

Naturmaterialien für erschwinglichen Mietwohnungsbau
DBU-Pressestelle – Nr. 129/2023 – AZ 37391/01+02 – AZ 32312/01+02
von Klaus Jongebloed, Kerstin Heemann, Lea Kessens